Mit dem größten Streik seit etlichen Jahren hat der sogenannte »Winter des Unmuts« in Großbritannien seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Schätzungen zufolge legten am 1. Februar eine halbe Million Beschäftigte in mehreren Branchen die Arbeit nieder. Sie demonstrierten vor allem für deutlich stärkere Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen – aber auch für das Streikrecht an sich. Laut der Deutschen Presse-Agentur haben sieben Gewerkschaften den nationalen Protesttag koordiniert. Die britische Regierung hatte zuvor bereits vor erheblichen Störungen gewarnt. 2011 hatten schätzungsweise zwei Millionen Beschäftigte des Öffentlichen Diensts die Arbeit niedergelegt. Dass in mehreren Branchen koordiniert gestreikt wird, ist aber seit Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen. Nun streikten Lehrer und Lokführer, Hochschuldozenten und Regierungsmitarbeiter, Busfahrer und Sicherheitskräfte gleichzeitig. Daher ist in der britischen Öffentlichkeit von einem »Winter des Unmuts« die Rede. Die Unzufriedenheit ist in allen Branchen hoch. Daher sind weitere Ausstände angekündigt. Für zusätzliche Kopfschmerzen der konservativen Regierung von Premierminister Rishi Sunak dürfte sorgen, dass bald auch Feuerwehrleute streiken wollen. Die Streikenden eint die Forderung nach einer inflationsgerechten Anhebung ihrer Löhne. Um gut zehn Prozent sind die Verbraucherpreise zuletzt gestiegen, doch das Lohnangebot der Regierung liegt deutlich darunter. Lehrerinnen und Lehrern etwa sollen fünf Prozent mehr erhalten.