Das Szenario eines tagelangen oder gar wochenlangen Stromausfalls kannte man bislang hauptsächlich aus Katastrophenfilmen. Die durch die westlichen Sanktionen als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg ausgelöste Energiekrise lässt nun plötzlich diese Gefahr selbst in Deutschland zur möglichen Realität werden. Jetzt bereiten sich die Kommunen auf einen solchen sogenannten Blackout vor, auch wenn sie Panik in der Bevölkerung vermeiden wollen. Einige Städte haben bereits sehr konkrete Notfallszenarien geplant, schreibt die Deutsche Presse-Agentur.
In Augsburg trat kürzlich Oberbürgermeisterin Eva Weber vor die Presse, um klarzumachen, dass Bayerns drittgrößte Stadt vorbereitet sei. In der schwäbischen Stadt sollen bei einem Blackout die Berufsfeuerwehr und die Freiwilligen Feuerwehren sogenannte Leuchttürme in den Augsburger Stadtteilen aufbauen. Dort wird dann mit Hochleistungsgeneratoren Strom zur Verfügung gestellt. Die Menschen könnten Babynahrung erwärmen oder lebensnotwendige Akkus von Beatmungsgeräten laden, erläutert die Stadt. Für die Trinkwasserversorgung gebe es Notbrunnen und für die Kommunikation der Einsatzkräfte Satellitentelefone.
Solche Leuchttürme planen auch andere Städte. Diese Orte sind dabei nicht nur Stromspender, sondern haben noch weitergehende Funktionen. Sie seien zentrale Stellen im Stadtgebiet, die den Menschen als Anlaufstellen dienen sollen, erläutert Johannes Viertlböck von der Stadt Landshut. Dort wären unter anderem Erste Hilfe und Informationen zur aktuellen Lage erhältlich. In Nürnberg sollen die Gerätehäuser der Feuerwehren zu solchen Leuchttürmen werden, erläutert Andreas Franke von der Stadtverwaltung. Dort könnten dann auch Notrufe veranlasst sowie Ruhe- und Wärmebereiche kurzzeitig angeboten werden.
Im Energienotfall geht es darum, insbesondere die sogenannte kritische Infrastruktur mit Strom zu versorgen. Kliniken haben meist eigene Generatoren, die bei einem Netzausfall erst einmal einspringen. Ähnliches gelte für Sicherheitsbehörden und die Betriebe der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, damit diese mit Notstromaggregaten handlungsfähig blieben, erklärt Michael Siefener vom Innenministerium in München. In der Regel sei dies für einen Zeitraum von mindestens 24 Stunden über entsprechende Treibstoffvorräte gesichert.
Die Stadt München weist darauf hin, dass auch Altenheime oder andere Pflegeeinrichtungen in diese Kategorie fielen. Sie würden deshalb im Falle eines Blackouts im Rahmen von Notfallplänen vorrangig mit Energie versorgt.