Die EU-Staaten dürfen seit Donnerstag keine Kohle mehr aus Russland importieren. Um Mitternacht endete die Übergangsperiode für das Kohle-Embargo gegen Russland, das die EU-Staaten als Teil des fünften Sanktionspakets im April beschlossen hatten.
Ziel des Importstopps ist es, die russische Wirtschaft vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine weiter zu schwächen. Nach Angaben der EU-Kommission im April könnte das Kohle-Embargo ein Minus von rund acht Milliarden Euro pro Jahr für Russland bedeuten.
Die deutschen Kohlenimporteure rechnen trotzdem nicht mit Lieferengpässen, sehen aber andere Probleme. Kohle sei auf dem Weltmarkt verfügbar, sagte Vorstandschef Alexander Bethe vom Verein der Kohlenimporteure (VdKi) der Deutschen Presse-Agentur. Hauptlieferländer seien jetzt die USA, Südafrika, Australien, Indonesien und Kolumbien.
Auch ohne russische Kohle rechnet Bethe ab September mit einer erheblichen Mengensteigerung der monatlichen Importe. Grund sei vor allem die vorübergehende Wiederinbetriebnahme von Steinkohlekraftwerken, die bislang in der Netzreserve waren. In der Folge befürchtet der Verbandschef fehlende Umschlagkapazität in den Seehäfen sowie zu wenig Transportraum auf Binnenschiffen und in Güterzügen. Die Politik sei aufgefordert, der Steinkohlebranche einen längeren Planungshorizont als lediglich die »Notnagelperspektive« dieses Winters zu eröffnen.