Seit 2020 wird der ehemalige Finanzvorstand des Zahlungsdienstleisters Wirecard weltweit per Haftbefehl gesucht. Der 42-Jährige soll seine Gläubiger um mehr als 3,1 Milliarden Euro gebracht haben und vor Gericht gestellt werden. Doch angeblich wusste niemand, wo er sich aufhält. Jetzt berichtet die »Bild«-Zeitung, dass ausgerechnet die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel gewusst habe, wo sich der mutmaßliche Milliardenbetrüger aufhielt und möglicherweise noch immer aufhält, nämlich in der russischen Hauptstadt Moskau. Der Zeitung zufolge soll der russische Inlandsgeheimdienst FSB dem deutschen Bundesnachrichtendienst BND angeboten haben, den Mann zu treffen und zu vernehmen, ohne dass der BND überhaupt reagiert habe. Zudem soll das Bundeskanzleramt über das Angebot aus Moskau informiert worden sein, nicht aber die zuständigen Strafverfolgungsbehörden.
Die Wirecard AG hatte am 25. Juni 2020 Insolvenz angemeldet. Zuvor war bekannt geworden, dass 1,9 Milliarden Euro verschwunden waren. Die Summe stieg später auf mehr als drei Milliarden Euro.
Vom durch den Bundestag eingesetzten Wirecard-Untersuchungsausschuss wurde auch die damalige Bundeskanzlerin Merkel als Zeugin geladen, weil sie sich zuvor bei einer Reise nach China für Wirecard eingesetzt hatte.
Die Bundesregierung will sich zu den Zeitungsrecherchen offenbar nicht äußern. Ein Sprecher soll mitgeteilt haben, dass die Regierung zu Angelegenheiten, die etwaige nachrichtendienstliche Erkenntnisse oder Tätigkeiten der Nachrichtendienste beträfen, grundsätzlich nicht öffentlich Stellung nehme.