Friss oder stirb – im Zusammenhang mit dem Lebensmittel-Lieferdienst Gorillas bekommt der Spruch eine besonders heikle Bedeutung. Bereits im Juni hatten wir über die Proteste von rund 50 Mitarbeitern berichtet, nachdem ein Kollege fristlos gefeuert worden war. Seit Monaten setzen sich Fahrradkuriere des 10-Minuten-Lieferdienstes für bessere Arbeitsbedingungen ein. Jetzt hat das Berliner Start-up mit einem Gegenschlag reagiert – es hat allen streikenden Fahrern gekündigt. Unangekündigte und nicht gewerkschaftlich getragene Streiks seien rechtlich unzulässig, teilte das Unternehmen mit. Und damit hat es auch recht. Denn in Deutschland sind sogenannte wilde Streiks verboten. Das heißt, es dürfen sich nicht einfach Mitarbeiter zusammenschließen und die Arbeit niederlegen oder blockieren. In einer Unternehmenserklärung heißt es weiter wörtlich: »Nach intensiven Abwägungen sehen wir uns gezwungen, diesen rechtlichen Rahmen nun durchzusetzen. Das bedeutet, dass wir das Arbeitsverhältnis mit denjenigen MitarbeiterInnen beenden, die sich aktiv an den nicht genehmigten Streiks beteiligt, den Betrieb durch ihr Verhalten behindert und ihre KollegInnen damit gefährdet haben.« Laut Gorillas wurden auch Notausgänge blockiert. Nun haben die entlassenen Mitarbeiter angekündigt, weiter vor der Zentrale zu demonstrieren – diesmal gegen ihre Kündigungen. Kritiker bemängeln, dass das Geschäftsmodell der Online-Bringdienste unter anderem nur deshalb so profitabel ist, weil die Arbeitsbedingungen der Kurierfahrer zweifelhaft wären.
Bildquellen: Gorillas Technologies GmbH 2021, Gorillas Technologies GmbH 2021