Lange wurde für den Rückzug aus der Kohleenergie und den Boom des Ökostroms gekämpft, doch das scheinbar unaufhaltsame Wachstum der erneuerbaren Energien hat jetzt einen kräftigen Dämpfer erhalten. Deutschlands Stromversorgung basiert wieder hauptsächlich auf fossilen Energieträgern. Besonders aus Kohle gewonnene Energie hat nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Destatis im ersten Halbjahr 2021 ein deutliches Comeback erlebt. Demnach stieg die Menge des eingespeisten Kohlestroms im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 35 Prozent und macht damit wieder mehr als ein Viertel der gesamten Stromproduktion aus. Die konventionellen Energien lassen die zuvor bereits einige Zeit führenden Ökostromquellen damit wieder auf Platz zwei rutschen.
Verantwortlich dafür ist offenbar eine ungünstige Konstellation. Zum einen blies der Wind in der ersten Jahreshälfte viel schwächer als im Vorjahr, sodass die sogenannte Windernte um ein Fünftel einbrach. Zum anderen stieg die Energienachfrage im Zuge der Lockdown-Lockerungen wieder an. Um den Bedarf zu decken, wurde die fehlende Windkraft durch Braunkohle ersetzt. Auch Steinkohlekraftwerke mussten wegen der kühlen Witterung zum Beginn des Jahres wieder häufiger in Anspruch genommen werden.
Kohle, Erdgas und Atomkraft deckten im ersten Halbjahr 2021 zusammen 56 Prozent des Energiebedarfs ab. Diese Zahlen werfen erneut die Frage auf, wie Deutschland nach dem Ausstieg aus der Atomkraft Ende 2022 und dem Ende der Kohleverstromung in zehn Jahren seinen Energiebedarf zuverlässig decken soll.
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