Noch-Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt sich verständnislos gegenüber den Anfeindungen der Autobauer im Rahmen der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in München. Die Automobilindustrie sei nicht per se Teil des Klimaproblems, sagte Merkel im Rahmen der offiziellen Eröffnung, sondern vor allen Dingen auch ein zentraler Teil der Lösung. Sie freue sich, dass der Trend jetzt unübersehbar zur E-Mobilität gehe: Alle Hersteller hätten mittlerweile alltagstaugliche Elektrofahrzeuge in ihrem Programm. Das sei bei der letzten IAA in Frankfurt vor zwei Jahren noch anders gewesen. Dagegen teilte die Kanzlerin die Kritik der Autobranche am schleppenden Aufbau öffentlicher Ladesäulen. In ganz Deutschland gibt es bisher nur rund 46.000 öffentliche Ladepunkte. Gut die Hälfte des Stroms wird mit Kohle, Gas und Atomkraft erzeugt.
Die IAA wird auch in diesem Jahr wieder von massiven Protesten begleitet. Nach einer Aktion auf mehreren Autobahnen im Raum München inhaftierte die Polizei mindestens 13 Demonstranten vorläufig. Das Amtsgericht Erding nahm neun der Frauen und Männer nach Angaben eines Gerichtssprechers aufgrund des bayerischen Polizeigesetzes in Präventionshaft. Weitere vier kamen nach Erlassen eines Haftbefehls in Untersuchungshaft, weil ihnen die Straftaten Nötigung und schwerer Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen werden, ihre Identität nach Polizeiangaben bislang aber nicht feststellbar war. Ein fünfter Demonstrant habe identifiziert werden können. Wegen der illegalen Proteste ermittelt jetzt der Staatsschutz.
Schon im Rahmen der letzten IAA in Frankfurt hatten Wissenschaftler und Klimaaktivisten demonstriert und erklärt, dass die klimapolitischen Maßnahmen der Bundesregierung unzureichend seien. Ein entsprechendes Schreiben an Kanzlerin Angela Merkel unterzeichneten unter anderem der BUND, der Deutsche Naturschutzring, WWF, NABU und die Umwelthilfe.
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