Nach der Neuausrichtung der Bundesregierung bei den deutsch-türkischen Beziehungen rechnet die deutsche Wirtschaft mit deutlichen Exporteinbußen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet mit einem Rückgang von mehr als zehn Prozent. Auch die Investitionen deutscher Unternehmen in der Türkei dürften spürbar zurückgehen.
Insgesamt sind im Land am Bosporus insgesamt 6.800 deutsche Unternehmen vertreten. Darunter nahezu alle Großkonzerne wie Daimler, MAN und Bosch. Die deutsche Wirtschaft ist mit der türkischen sehr stark verknüpft.
Wie ist es aber tatsächlich um die deutsch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen bestellt? Wie wichtig ist Deutschland für die Türkei und umgekehrt?
Für die Türkei ist Deutschland der wichtigste Handelspartner. Insgesamt exportierte die Türkei im vergangenen Jahr Waren und Diensleistungen für 14 Milliarden € nach Deutschland. Dahinter folgen England mit 11,7 Mrd. €, Irak mit 7,6 Mrd. € und Italien mit knapp 7,6 Mrd. €. Als wichtigste Region ist die EU der größte Abnehmer türkischer Waren. Fast die Hälfte aller Exporte verkauft die Türkei in die Europäische Union.
Für Deutschland ist die Türkei nur auf Platz 15 der wichtigsten Handelspartner. Insgesamt verkaufte Deutschland 2016 Waren und Dienstleistungen im Wert von 21,9 Mrd. € an den Bosporus. Nur zum Vergleich: Das Exportvolumen in die USA lag im vergangenen bei 107 Mrd. €, nach Frankreich bei 101 Mrd. € und nach England bei 86 Mrd. €.
Generell hat die Türkei eines der größten Handelsbilanzdefizite der Welt. Ist auf Importe angewiesen. Die türkische Wirtschaft ist zuletzt allerdings wieder in Fahrt gekommen. Das Wachstum lag im ersten Quartal bei rund fünf Prozent. Deutlich mehr als von Experten erwartet. Gestützt durch Investitionen des Staates. Auch die türkische Lira hat wieder an Stabilität gewonnen. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 11,7 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit bei 23 Prozent. Die Inflation liegt allerdings bei über zehn Prozent. Der türkische Aktienmarkt gehört in diesem Jahr zu den besten der Welt mit einem Plus von rund 30 Prozent.
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