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    Bild: Depositphotos / oktava

    Deutsche werden Milliardäre meist durch Vererbung

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    Von Redaktion am 30. Juni 2025 Wissen

    In Deutschland leben immer mehr Milliardäre, doch der Glanz des großen Geldes trügt: Nur 25 Prozent der deutschen Milliardäre haben sich ihren Reichtum selbst geschaffen. Weltweit sind es 67 Prozent. Eine beispiellose Erbengesellschaft, die den Glauben an Aufstieg untergräbt und die politische Landschaft radikal verändert.

    Die Zahl der Milliardäre in der Europäischen Union ist in den letzten Jahrzehnten explosionsartig angestiegen – laut Daten von Forbes, von nur vier im Jahr 2000 auf 618 im Jahr 2025. Deutschland trägt maßgeblich zu dieser Entwicklung bei: Allein hierzulande leben heute 171 Milliardäre. Doch diese beeindruckende Zahl zeigt ein tiefgreifendes Problem: Der Reichtum einzelner Menschen wächst enorm, doch wer hat diesen Reichtum erwirtschaftet? Während in den USA oder China eine Mehrheit der Superreichen ihren Wohlstand selbst erarbeitet hat, erbt der größte Teil der Milliardärsklasse in Deutschland seinen Wohlstand.

    Während der Reichtum der Milliardäre zunimmt, sind viele normale Haushalte mit stagnierenden Löhnen, steigenden Lebenshaltungskosten und wirtschaftlicher Unsicherheit konfrontiert. Dieses wachsende Ungleichgewicht spiegelt sich zunehmend in der deutschen Politik wider. Frustration über Ungleichheit und mangelnde Chancengleichheit befeuert die Unterstützung für populistische und rechtsextreme Parteien.

    Boom der Milliardäre trifft auf stagnierende Realwirtschaft

    Die Zahl der Milliardäre in Deutschland hat sich seit der globalen Finanzkrise mehr als vervierfacht – von 42 im Jahr 2007 auf 171 im Jahr 2025 (Forbes, 2024). Dieses Wachstum übertrifft alle anderen europäischen Länder bei weitem; nur Italien weist ein vergleichbares – aber immer noch deutlich geringeres – Wachstum in absoluten Zahlen auf.

    Jüngste Daten von Bloomberg zeigen, dass ein großer Teil der Gesellschaft von dieser Entwicklung abgekoppelt ist. Obwohl das reale BIP heute leicht über dem Niveau von 2019 liegt, hat sich die deutsche Wirtschaft in den letzten Jahren kaum entwickelt und stagniert. In der Tat befindet sich das reale BIP fast zehn Prozent und die Reallöhne 8 Prozent unter dem Wert, den es gemäß den vor der Pandemie erwarteten Wachstumstrends hätte erreichen sollen.

    Deutschlands Reichtum: Dominanz der alten Dynastien

    Das Vermögen der deutschen Milliardäre wird von einigen wenigen Branchen dominiert. Einzelhandels- und Modemagnaten besitzen zusammen etwa 175 Milliarden Dollar, während Milliardäre aus dem Produktionsgewerbe über etwa 105 Milliarden Dollar und die Automobilindustrie über 75 Milliarden Dollar verfügen. Es folgen der relativ junge Technologiesektor und das Gesundheitswesen inklusive Pharmakonzerne.

    In den frühen 2010-er Jahren waren Software-Startups und Fabriken die größten Motoren für das Vermögen neuer Milliardäre in Deutschland. Zwischen 2010 und 2014 hat sich die Zahl der Tech-Milliardäre in Deutschland fast verdoppelt – mit einem Anstieg von rund 88 Prozent ist dies das schnellste Wachstum aller Branchen. Traditionelle Branchen wie das verarbeitende Gewerbe und die Automobilindustrie verzeichneten in diesem Zeitraum einen sprunghaften Anstieg ihres Vermögens, da sie von der Erholung der Industrie nach der Krise profitierten. Die Explosion des Technologiesektors spiegelt den digitalen Boom wider, der praktisch über Nacht neue Milliardäre hervorbrachte. Der Aufschwung des verarbeitenden Gewerbes ist ein Zeichen für die Stärke des deutschen Welthandels und das Gedeihen alter mittelständischer Unternehmen, die zu Weltmarktführern geworden sind. Zusammen sind diese beiden Bereiche (Technologie und Industrie) zu den beiden Säulen der neuen Vermögensbildung in Deutschland geworden.

    Diese Zuwächse beschleunigten sich während der Pandemie und auch danach. Ein aktueller Datawrapper-Bericht zeigt, dass Klaus-Michael Kühne (Schifffahrt und Logistik) sein Nettovermögen zwischen 2019 und 2022 fast verdreifacht hat. Ähnlich konnten Biotech-Investoren wie Andreas und Thomas Strüngmann ihr Vermögen im gleichen Zeitraum um das 2,7-fache steigern. Allein zwischen 2024 und 2025 legten die deutschen Milliardäre 178 Milliarden Dollar zu – fast 80 Prozent des gesamten Zuwachses von Milliardärsvermögen in Europa.

    Trotz der überwiegenden Dominanz geerbten Reichtums gibt es sie: Die wenigen deutschen Milliardäre, die ihren Erfolg aus eigener Kraft aufgebaut haben. Sie sind die strahlenden Ausnahmen in einer Landschaft, die oft von etablierten Dynastien geprägt ist. Ihre Geschichten verdeutlichen, dass ein rasanter Aufstieg zwar selten ist, aber möglich.

    Diese Konzentration des Reichtums auf eine kleine Elite, insbesondere durch Vererbung, hat erhebliche Auswirkungen auf die Ungleichheit in Deutschland. Während der durchschnittliche deutsche Haushalt über ein Vermögen von etwa 20.000 Euro verfügt, hat sich das Vermögen der obersten 0,1 Prozent dramatisch vergrößert – überwiegend durch Kapitalgewinne und geerbte Vermögenswerte. Die Tatsache, dass weniger als ein Viertel der deutschen Milliardäre Selfmade-Milliardäre sind, unterstreicht die extreme Vermögensvererbung in Deutschland.

    Wachsende Ungleichheit in Deutschland

    In der Vergangenheit hat sich Deutschland auf eine progressive Besteuerung und Sozialtransfers verlassen, um Ungleichheit einzudämmen. Doch seit den frühen 2000er-Jahren wurden diese Umverteilungsinstrumente ausgehöhlt. Der Anteil der unteren 50 Prozent am Einkommen nach Steuern ist gesunken, während der Anteil der oberen 1 Prozent laut World Inequality Database von 7,1 Prozent im Jahr 1980 auf 9 Prozent im Jahr 2022 gestiegen ist. Diese Verschiebung fällt mit dem Aufstieg der Milliardäre und wachsender öffentlicher Frustration zusammen.

    Diese wachsende Ungleichheit hat sich in bedeutenden politischen Verschiebungen manifestiert. Wirtschaftliche Stagnation, eskalierende Lebenshaltungskosten und eine anhaltende Wohnungskrise haben einen fruchtbaren Boden für populistische Bewegungen geschaffen. Geringe wirtschaftliche Chancen, und nicht nur die geografische Lage oder Bildung, sind heute ein zentraler Prädiktor dafür, wie stark die AfD in Wahlen abschneidet. Studien der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und des Deutschen Wirtschaftsinstituts zeigen: Wer sich abgehängt fühlt, wählt radikal. Und viele fühlen sich abgehängt auch, weil Erfolg zunehmend vererbt statt erarbeitet wird.

    Anfang 2025 hat die AfD in einigen Bundesländern fast die Hälfte der Stimmen erzielt. Ein starkes Zeichen dafür, wie wirtschaftliche Ungleichheit und wahrgenommene Vernachlässigung die politische Landschaft Deutschlands umgestalten.

    Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In Deutschland wächst die Zahl der Milliardäre rasant, doch dahinter verbirgt sich oft keine Geschichte vom »Tellerwäscher zum Millionär«. Nur jeder vierte Milliardär hierzulande hat sein Vermögen selbst aufgebaut – ein deutlicher Unterschied zum weltweiten Durchschnitt. Das Gros des Superreichtums wird geerbt, nicht erarbeitet.

    Diese »Erbokratie« trifft auf eine Realität, in der die Wirtschaft stagniert, Löhne kaum steigen und das reale BIP hinter dem erwarteten Wachstum zurückbleibt. Während für die Wenigen Vermögen sprudelt, spüren viele die Last steigender Kosten und stagnierender Einkommen. Die Schere geht weiter auseinander – nicht nur in den Portemonnaies, sondern auch im gesellschaftlichen Zusammenhalt.

    Prof. Dr. Thomas Druyenven Bild: IMAGO / Müller-Stauffenberg

    Der Soziologe und Vermögens-Forscher Prof. Dr. Thomas Druyen bringt die gesellschaftliche Sprengkraft dieser Entwicklung auf den Punkt: »Ungleichheit befördert zunehmend Frustration, Enttäuschung und Radikalisierung.« Was sich in Zahlen und Balkendiagrammen abbildet, zeigt sich laut ihm auch im Stimmungsbild der Gesellschaft – einem Bild, das sich verdunkelt. Besonders der Mechanismus hinter dem Aufstieg wird dabei zum Prüfstein für das Gerechtigkeitsempfinden: »Am Beispiel der Milliardäre in Deutschland wird eindrücklich aufgezeigt, dass Erben das häufigste und effektivste Überholmanöver ist.« Gleichzeitig deutet Druyen auf ein historisch neues Fenster der Hoffnung: »Drei Tatsachen sollten wir bei der Debatte um die Erbendominanz im Kopf behalten: Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit können junge Menschen ohne Erbe und ohne Beziehungen superreich werden. Dank der Künstlichen Intelligenz geschieht dies immer häufiger. Zweitens sind unter den zwanzig reichsten Personen der Welt bereits mehr als 85 Prozent Tech-Giganten. Und drittens zeigt sich beim Vererben von Familienunternehmen, dass nur 30 Prozent von ihnen die zweite Generation erreichen.«

    Quelle: Pressemitteilung

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