Der Großteil der Mietwohnungen in Deutschland wird nicht von großen Immobilienkonzernen, kommunalen Wohnungsunternehmen oder Genossenschaften angeboten, sondern von privaten Kleinvermietern. Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln entfallen rund 64,4 Prozent des Mietwohnungsbestands – etwa 16,1 Millionen Wohnungen – auf diese Gruppe. Die Untersuchung lag der Nachrichtenagentur Reuters laut Wirtschaftswoche vorab vor. Demnach sind etwa 13 Prozent der deutschen Haushalte als Vermieter tätig. Die IW-Forscher Christian Oberst, Pekka Sagner und Michael Voigtländer kommen zu dem Schluss, dass private Kleinvermieter eine tragende Säule des Mietwohnungsmarktes bilden.
Die Mehrheit dieser Vermieter erzielt nur moderate Einkünfte: Im Jahr 2022 lagen die durchschnittlichen Nettomieteinnahmen – also nach Abzug von Betriebs- und Instandhaltungskosten – bei knapp 5.500 Euro. Im Jahr 2000 waren es noch rund 3.750 Euro, was einem Zuwachs von 53 Prozent entspricht. Die Entwicklung der letzten Jahre sei vor allem durch steigende Mietpreise, wachsende Wohnraumnachfrage und günstige Finanzierungsbedingungen in der lang anhaltenden Niedrigzinsphase beeinflusst worden. Zusätzlich hätten steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten, die wachsende Attraktivität von Wohnimmobilien als Kapitalanlage und ein gestiegenes Interesse an Immobilieneigentum zur Altersvorsorge die Position von privaten Vermietern gestärkt.
Gleichzeitig zeigt die Studie, dass die Gruppe der privaten Vermieter sehr heterogen ist. Zwar verfügen sie im Durchschnitt über ein höheres Einkommen, jedoch zählt etwa ein Fünftel von ihnen zu den einkommensschwächsten 40 Prozent der Bevölkerung. Die Forscher betonen, dass private Vermieter entgegen gängiger Klischees nicht pauschal als wohlhabende Anleger gelten können.
Vor diesem Hintergrund mahnt das IW, politische Entscheidungen künftig stärker auf diese Eigentümergruppe abzustimmen. Besonders beim Klimaschutz und bei Mietpreisregulierungen drohten andernfalls erhebliche Belastungen und unbeabsichtigte Nebenwirkungen. Förderpolitische Maßnahmen, Anreize für energetische Sanierungen und gesetzliche Vorgaben sollten sich an den tatsächlichen Investitionsspielräumen der Vermieter orientieren, um ihre Bereitschaft zur Vermietung langfristig zu sichern. Laut IW-Berechnungen sind jährlich über 70 Milliarden Euro notwendig, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Auf private Vermieter entfiele dabei rechnerisch ein Anteil von mehr als 25 Milliarden Euro pro Jahr – eine erhebliche finanzielle Herausforderung.
MK