Die deutsche Autoindustrie steht angesichts der globalen Lieferengpässe bei Seltenen Erden vor einer kritischen Herausforderung. Wie aktuelle Berichte zeigen, könnten die Vorräte an diesen essenziellen Rohstoffen bereits in wenigen Wochen erschöpft sein – mit potenziell gravierenden Folgen für die Produktion von Elektroautos und Hochtechnologie-Fahrzeugen.
Seltene Erden wie Neodym, Praseodym und Lanthan sind unverzichtbar für die Herstellung von Elektromotoren, Akkus und Halbleitern. Deutschland importierte im Jahr 2024 rund 5.900 Tonnen dieser Metalle, wobei laut Statistischem Bundesamt etwa 65,5 Prozent direkt aus China stammten. Besonders alarmierend: Bestimmte Rohstoffe wie Neodym, das für Dauermagnete in E-Antrieben benötigt wird, werden demnach nahezu vollständig aus China bezogen.
Seit China im April im Zuge des Handelskonflikts mit den USA einen Exportstopp für sieben Seltene Erden verhängte, spitzt sich die Lage zu. Experten warnen, dass die Lagerbestände der Autohersteller und Zulieferer bereits Mitte Juni aufgebraucht sein könnten. Christian Grimmelt von der Unternehmensberatung Berylls in einem Bericht des »Merkur«: »In vier bis sechs Wochen dürften die letzten Lagerbestände verbaut sein. Dann werden Teile der Produktion eingestellt werden müssen.«
Besonders betroffen ist die Produktion reiner Elektroautos (BEV). Ohne Seltene Erden können weder Motoren noch Batterien gefertigt werden, was den ohnehin stockenden Hochlauf der E-Mobilität in Europa weiter gefährdet. Die Situation sei sogar ernster als die Chipkrise von 2021, da es derzeit kaum Alternativen gebe, heißt es.
Die EU versucht zwar, die Abhängigkeit von China zu verringern, doch kurzfristige Lösungen sind rar. Einige Unternehmen diskutieren Notfallmaßnahmen wie die Freigabe strategischer US-Lagerbestände oder Zollerleichterungen für japanische Magnete. Langfristig sollen Recycling und Diversifizierung der Bezugsquellen die Versorgung sichern.
MK