Eine aktuelle Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln bestätigt die Diskussion um die vergleichsweise geringe Arbeitszeit in Deutschland. Die Untersuchung der durchschnittlichen Arbeitszeiten in den OECD-Ländern zeigt, dass die Bundesrepublik mit nur 1.036 Arbeitsstunden pro Erwerbstätigem im Jahr 2023 auf dem drittletzten Platz unter 27 untersuchten Staaten landet – lediglich Frankreich (1.027 Stunden) und Belgien (1.021 Stunden) weisen noch niedrigere Werte auf 3411. Spitzenreiter ist Neuseeland mit 1.402 Stunden, gefolgt von Tschechien (1.326 Stunden) und Israel (1.312 Stunden).
Die Analyse des IW bezieht sich auf Personen im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre) und berücksichtigt sowohl Voll- als auch Teilzeitbeschäftigte. Auffällig ist der hohe Anteil von Teilzeitarbeit in Deutschland: Rund 30 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten in reduziertem Umfang – deutlich mehr als in vielen Nachbarländern wie Italien (18 Prozent) oder Polen (6 Prozent). Während andere OECD-Staaten ihre Arbeitsleistung deutlich steigern konnten – etwa Ungarn (+24 Prozent seit 2013) oder Griechenland (+21 Prozent) – verzeichnete Deutschland im selben Zeitraum nur ein minimales Plus von zwei Prozent, heißt es in einem »wiwo«-Bericht. Griechenland ging sogar so weit, 2023 eine Sechs-Tage-Woche einzuführen, was mit einem aktuellen Wirtschaftswachstum von zwei Prozent einhergeht, während Deutschland für 2025 nur 0,1 Prozent erwartet.
Das IW sieht angesichts des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und der hohen Teilzeitquote dringenden Handlungsbedarf. »Mehr Arbeit ist möglich – wenn der politische Wille da ist«, lautet das Fazit der Studienautoren, die jedoch auch auf strukturelle Hindernisse wie den »steilen Steuertarif bei mittleren Einkommen« hinweisen, der Mehrarbeit oft unattraktiv mache. Besonders kritisch bewertet das Institut die hohe Zahl vorzeitiger Renteneintritte und plädiert für eine Anhebung des Rentenalters, um das Arbeitsvolumen zu erhöhen.
MK