Ein Marktkommentar von Claus Vogt
Der 03. April 2025 könnte als der Tag in die Börsengeschichte eingehen, an dem das Ende der beispiellosen Spekulationsblase der 2020er-Jahre eingeläutet wurde. Trumps hirnrissige Zollpolitik, die auf einen dramatischen und besorgniserregenden Mangel an ökonomischem Verständnis und Weitsicht schließen lässt, war wohl die Nadel, welche diese gigantische Blase zum platzen gebracht hat.
Schon seit einiger Zeit warnen wir vor großen Kursrückgängen an der US-Börse und damit auch an den globalen Aktienmärkten. Für unsere Leser kommen die jüngsten Kursrückgänge an den Börsen also nicht gerade überraschend. Die Zölle betrachten wir auch lediglich als Auslöser, nicht grundlegend als Ursache dieser Abwärtsbewegung, die wahrscheinlich nur der Auftakt zu einer langen Aktienbaisse ist. Diese Spekulationsblase wurde vor allem durch Bidens vollkommen verantwortungslose schuldengetriebene Fiskalpolitik ins Rollen gebracht und immer weiter genährt. Dass Trump das Ende dieses Bullenmarktes und höchstwahrscheinlich auch die damit einhergehende Rezession ausbaden muss, war uns schon zu seinem Amtsantritt klar, worüber wir bereits geschrieben haben.
Trumps fataler Irrtum
Dies sagen wir, ohne Trumps Zollpolitik in irgendeiner Weise zu verteidigen. Der US-Präsident schadet damit nicht nur den betroffenen Ländern, sondern vor allem der eigenen Bevölkerung. Komparative Wettbewerbsvorteile in der Produktion gehen für den Verbraucher mit niedrigen Preisen oder bestmöglicher Qualität einher. Die Verteuerung ausländischer Güter wird also die Preise erhöhen und die Qualität der zu Verfügung stehenden Güter senken. Trumps Versessenheit darauf, eine positive Handelsbilanz zu erwirken, leitet sich aus einer fatalen ökonomischen Fehleinschätzung ab: Auch importierte Güter leisten einen wichtigen Beitrag zum Wohlstand eines Landes, obwohl diese in der Handelsbilanz und damit auch in der Berechnung des Bruttoinlandsproduktes negativ verbucht werden. Denn sie erfüllen die Bedürfnisse oder die Nachfrage der privaten Konsumenten und Unternehmen, werden im Inland also dringend benötigt.
Außerdem hat Trumps Politik einen weiteren, für uns viel wichtigeren Effekt: Langfristig schwächt der Präsident mit seiner Politik die eigene Währung, den US-Dollar. Diese wichtige Annahme leitet sich aus der Zahlungsbilanz ab, welche die Handelsbilanz ausgleicht. Wenn ausländische Unternehmen Waren oder Dienstleistungen in die Vereinigten Staaten verkaufen, erhalten sie dafür eine Bezahlung in US-Dollar. Diese Transaktionen sind sowohl für die Stabilität des Dollars als auch für seine Stellung als Weltreservewährung von großer Bedeutung. Für Länder mit einer wirklich starken Währung ist eine negative Zahlungsbilanz außerdem nicht vermeidbar und auch nichts, das diesen Ländern schadet. Eine starke Währung zieht Transaktionen an und kurbelt somit auch die Wirtschaft des eigenen Landes an. Dies führte unter anderem dazu, dass Aktien im Wert von 15 Billionen Dollar von ausländischen Investoren gehalten werden, was einen Anteil von einem Viertel der gesamten Marktkapitalisierung ausmacht.
Düstere Aussichten
Auch die Behauptung eingefleischter Trump-Fans, dass die Zölle eine Reaktion auf bereits bestehende Zölle anderer Akteure seien, ist schlichtweg Unfug. Vietnamesische Waren werden in Zukunft zum Beispiel mit 46 Prozent Zoll bedacht werden, während Vietnam selbst nur einen Zoll von 2,9 Prozent (!) auf Waren aus den USA erhebt. Die Vergleiche mit der Zollpolitik anderer Länder sprechen eine ähnlich deutliche Sprache. Die Bekanntgabe der sich aus den Außenhandelsbilanzen ableitenden Fantasiezahlen von Seiten des Weißen Hauses lassen das Schlimmste befürchten. Trump will nicht verhandeln, er möchte eine positive Handelsbilanz. Koste es, was es wolle.
Seine Politik rückt die sich sowieso schon abzeichnende Rezession in den USA näher heran. Schon länger warnen wir unsere Leser vor dieser Möglichkeit, die sich durch viele sehr zuverlässige Indikatoren (zum Beispiel die Zinsstrukturkurve) bereits vorrausahnen ließ. Auch dies ist Teil des schweren Erbes, welches Trump von Biden übernommen hat. Letzterer hatte die Rezession durch immer weitere schuldenfinanzierte fiskalische Stimuli künstlich stets weiter hinausgezögert.
Ein Lichtblick
Bevor ich zum Schluss komme, muss ich vor allem eines loswerden: Ich habe in meiner langen Zeit, in der ich schon an der Börse aktiv bin, einige Crashs erlebt, auf die ich in der Regel sehr gut vorbereitet war. Trotzdem weiß ich, wie eng persönliche Schicksale mit dem Aktienmarkt verwoben sind. In Crash-Zeiten lösen sich Ersparnisse, die Altersvorsorge und Träume vieler hart arbeitender Menschen in Rauch auf. Auch wenn man wie wir und unsere Leser perfekt auf ein solches Szenario eingestellt ist, lassen uns diese Entwicklungen nicht kalt. Darum können wir nur eindringlich an Sie appellieren:
Wenn Sie in solch risikoreichen Zeiten noch investiert sein wollen, wählen Sie krisensichere Sektoren und solche, die gerade in Krisenzeiten gut performen. Wir haben, neben vielen anderen Anlageklassen wie Währungen und Anleihen, vor allem den Goldminensektor für uns ausgewählt. Viele unserer Indikatoren und Analysetools deuten hier auf eine sehr positive Entwicklung hin, die es im Aktiencrash-Jahr 2001 schon einmal gegeben hatte. Damals rauschte der S&P 500 um über 40 Prozent nach unten, während Gold und die Minenaktien zulegten.
Der Autor:
Claus Vogt ist Finanzanalyst und Autor von »Krisensicher Investieren«.
Der Gold-Preisbänder-Indikator dient seinen Prognosen im Edelmetallsektor.
Bilder: wirtschaft tv, Depositphotos / dmitryvavilon