Müssen 80 Prozent der bisher in deutschen Häusern eingebauten Wärmepumpen bald wieder ausgebaut werden? Diese Frage warf gerade die Aussage des Präsidenten des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (ZDH), Jörg Dittrich, als Medienecho und auf Social Media auf. Er hatte in einem Interview mit der Zeitung »Welt« erklärt, dass für rund 80 Prozent der bereits eingebauten Wärmepumpen fluorierte Treibhausgase genutzt würden, die als besonders klimaschädlich gelten.
Die EU arbeitet aber gerade mit Unterstützung Deutschlands an einer Verordnung, die alle sogenannten F-Gase ab 2030 verbietet. Laut Dittrich würde dies »das Aus für zahlreiche bis dahin eingebaute Wärmepumpen und schlimmstenfalls deren Ausbau und Ersatz durch andere Anlagen bedeuten.«
Gegenüber wirtschaft tv erklärte der Verband auf Nachfrage, es gebe zahlreiche Gebäude, in denen etwa der Einbau einer Wärmepumpe keineswegs die energieeffizienteste Lösung sei und daher aus ökonomischen, aber auch aus ökologischen Gründen weniger sinnvoll sei als andere Lösungen.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erklärte auf Anfrage von Wirtschaft TV wörtlich: »Ein Austausch ist nicht vorgesehen. Selbst in einem Worst-Case-Szenario, analog zu den in der Analyse getroffenen Annahmen, sind die THG-Emissionen die aus dem Kältemittel resultieren, um ein Vielfaches geringer, als die Emissionen von fossil betriebenen Heizsystemen.«
So entstünden in einem Einfamilienhaus mit 20.000 kWh Wärmebedarf und einer mit fossilem Erdgas (ca. 200 g CO2-Ä/kWh) betriebenen Gas-Brennwertheizung mit 90 Prozent Wirkungsgrad im Laufe von 20 Jahren Emissionen von ca. 80 Tonnen CO2-Ä.
Bei einer Wärmepumpe, die dasselbe Haus versorgen würde und das besonders klimaschädliche Kältemittel R410a nutzt, entstünden durch das Kältemittel selbst unter sehr ungünstigen Umständen über 20 Jahre nur Emissionen in Höhe von ca. 6,3 Tonnen CO2-Ä. Im Vergleich mit den Emissionen einer fossilen Gasheizung (80 Tonne CO2-Ä.), sind die Emissionen, die durch das Kältemittel in einer Wärmepumpe entstehen können, also ausgesprochen gering. Die kältemittelbedingten Emissionen, wie sie aus den Wärmepumpen, die aktuell installiert werden, im Mittel resultieren werden, seien noch einmal wesentlich geringer. Im Falle natürlicher Kältemittel wie Propan seien die kältemittelbedingten Emissionen sogar vernachlässigbar.
Generell sei der Umstieg auf natürliche Kältemittel und übergangsweise weitere Maßnahmen wie die Nutzung von Kältemitteln mit geringerem Treibhausgaspotential und die Sicherstellung von Recycling und Anlagendichtigkeit wichtig, erklärte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums weiter gegenüber wirtschaft tv. Von viel höherer Bedeutung für den Klimaschutz sei aber der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe.