Wer weiß, was er will, kann beim Immobilien-Investment attraktive Ergebnisse erzielen. Dazu ist es wichtig, den Markt zu kennen, um selektieren zu können. Immobilien-Experte Marc Heemskerk erklärt in unserem Interview, wie er den Markt aktuell einschätzt und was das für Anleger bedeutet.
Herr Heemskerk, der Immobilienmarkt ist in Bewegung. Vom Allzeithoch ging es zunächst runter, dann wollte sich der Markt nicht so recht entscheiden. Wo stehen wir heute?
Nach einer doch spürbaren Preisanpassung erkennen wir einen stagnierenden Markt, der sich seitwärts bewegt. Die Preise sind aktuell stabil, vor allem im Investmentbereich. Im Markt der Eigennutzer sind die Preise deutlicher nach unten gegangen. Die Gründe sind nicht nur die erhöhte Zinssituation, sondern ebenso die allgemeine Unsicherheit aufgrund der Ukrainethematik, der steigenden Verbraucherpreise und auch einer deutlich restriktiveren Kreditvergabepolitik der Banken.
Wie sehr wirken politische Entscheidungen auf die Branche und das Investitionsklima?
Die Politik bestimmt die Rahmenbedingungen für die Branche. Somit hat sie einen großen Einfluss auf das Investitionsklima. Es wäre jedoch wünschenswert, dass die Politik Entscheidungsfehler offen zugibt und korrigiert. Die rot-grüne Regierung in Berlin ist das Paradebeispiel für Fehlentscheidungen mit Mietendeckel und Enteignungsfantasien. Die Folge: Investoren ziehen sich zurück, dringend benötigter Wohnraum entsteht nicht, und die Wohnraumnot wird umso größer. Hier ist aus meiner Sicht eine offene Kommunikation mit den Playern der Branche zwingend notwendig, um so das Investitionsklima auf der einen Seite zu verbessern und auf der anderen Seite den Wohnraumsuchenden ein besseres Angebot zu unterbreiten.
Hat sich die Investorengemeinde längst auf eine Marschrichtung geeinigt oder werden wir unterschiedliche Entwicklungen sehen?
Das kann man nicht pauschal beantworten. Während Projektentwickler sehr defensiv agieren und Projekte zurückstellen oder gar stornieren, gibt es wiederum andere Marktteilnehmer, die in der Krise eine Chance erkennen und aus der Vergangenheit gelernt haben. Sie wissen, dass jede Krise auch Chancen birgt und investieren wieder zunehmend – wenn auch selektiver.
Werden jetzt eher Neubau oder Bestand den Markt dominieren?
Gute Bestandsimmobilien sind aus meiner Sicht aktuell klar favorisiert. Man weiß einfach, was man bekommt. Die Immobilie kann geprüft werden, man kennt in der Regel seinen Mieter und dessen Miethistorie. Darüber hinaus generiert man einen direkten Cashflow und hat keine Preis- oder Fertigstellungsrisiken.
Sehen Sie noch gute Deals mit Renditepotenzial?
Die gibt es immer. Man muss nur ein gutes Netzwerk an Vermittlern oder Eigentümern haben. Wo andere nur Risiken sehen, gibt es auch Investoren, die kreativ sind und gute Deals sehen und machen. Man muss auch nicht immer in den A-Lagen investieren, denn B- und C-Lagen können eine deutlich attraktivere Rendite bei gleichzeitig vergleichbarer Sicherheit bieten.
Seit fast 25 Jahren ist Marc Heemskerk als Immobilien-Investor tätig: 1999 gründete er sein erstes Unternehmen. Heute hat sich unser Experte zudem als Geschäftsführer und Gesellschafter dreier weiterer Firmen – der Rhein Finance, der Prinz zu Sayn Wittgenstein Immobilien und der RW Rheinische Wohnen – einen Namen gemacht.