Er ist Beststeller-Autor, Verleger und Jungunternehmer – Julius Loewenstein weiß, wovon er spricht, denn das Thema Erfolg ist nicht nur der Fokus seiner Bücher, sondern auch sein persönlicher Begleiter. So gründete der gebürtige Hamburger bereits 2019 seinen eigenen Verlag. Wir haben mit ihm über die Gegenwart und Zukunft des Buchhandels gesprochen.
Herr Loewenstein, Sie haben 2019 Ihren eigenen Fachbuchverlag im Bereich der Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung in Hamburg gegründet. Mit dem Schreiben Geld zu verdienen, ist schwierig, sofern man nicht beispielsweise J. K. Rowling oder Stephen King heißt. Ist es als Verleger ebenso schwierig, mit dem Verkauf von Büchern wirtschaftlich erfolgreich zu sein?
Es ist durchaus eine Herausforderung, etwas Neues zu starten. Allerdings denke ich, dass das bei allem so ist. Aller Anfang ist schwer und ohne das nötige Kapital und das Wissen über die Branche braucht es gerade in der Startphase viel Geduld und auch die Bereitschaft hinzunehmen, dass das eigene Geschäft nicht sofort »die Stratosphäre durchbricht«. Auch weltbekannte Autor:innen wie J. K. Rowling und Stephen King haben mal klein angefangen. Bereits als Kind hatte ich eine große Begeisterung für Bücher und von Beginn an gute Mentoren und Geschäftspartner an meiner Seite. Das hat mir geholfen, den Start in die Selbständigkeit zu meistern, die Marke Julius Loewenstein im deutschen Buchmarkt zu etablieren und damit in recht kurzer Zeit auch einen wirtschaftlichen Erfolg mit meinen Büchern zu erzielen.
2020 brach die Pandemie über die Welt herein. Wie haben Sie die wirtschaftliche Lage als Verleger wahrgenommen und welche zukünftigen Entwicklungen erwarten Sie unter den aktuellen Bedingungen?
Mit COVID-19 wurde vieles, was wir vorher für selbstverständlich gehalten haben, in seinen Grundfesten erschüttert. So auch der Buchhandel. Da unsere Unternehmen vollständig online operieren, profitierten wir in erster Linie von diesem Ereignis und legten in den letzten zwei Jahren ein sehr gutes Wachstum hin. Ich konnte acht Mitarbeiter einstellen und die Umsatzzahlen haben sich verbessert. Die Zukunft des Buchhandels gehört auf jeden Fall denjenigen, die sich schnell an neue Gegebenheiten anpassen und auf das E-Commerce-Geschäft setzen. Wie die meisten bin ich zwar ein großer Freund davon, in den Buchladen zu gehen und mich vor Ort von kompetenten Verkäufern beraten zu lassen. Aber sind wir mal ehrlich: Neun von zehn Büchern kaufe ich auf Amazon. Bei meinen Bekannten ist das ähnlich. Wozu in die Stadt fahren, wenn man mit wenigen Mausklicks ein Buch zu sich nach Hause liefern lassen kann? Und nicht nur Bücher, sondern Waren generell – das reicht von Kleidung, über Haushaltsgeräte bis hin zu Lebensmitteln. Der Internethandel wird meiner Einschätzung nach also weiterhin sehr stark wachsen. Um es auf den Punkt zu bringen: Wer heute mit Büchern Geld verdienen will, muss die Gesetze von Online-Marketing beherrschen und für sich nutzen!
Nun muss sich auch ein Verlag mit seinem aktuellen Programm in der Öffentlichkeit präsentieren. Welche Strategien nutzen Sie, um im Wettbewerb am Markt mithalten zu können?
Wir setzen in dieser Hinsicht ausschließlich auf Amazon Performance Marketing. Mit einem sechsstelligen Monatsbudget geben wir viel Geld für Werbeanzeigen aus. Wir bewerben unsere Bücher und die unserer Kunden aktiv bei Konkurrenzprodukten und relevanten Suchwörtern, nach denen jeden Monat tausende Menschen bei Amazon suchen. So können wir durch zielgruppenspezifische Targetierung unsere Leser genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort abgreifen: Da, wo der Kunde bereits mit der Kaufintention hingeht und mit unserem Produkt dann die passende Lösung zu seinem Problem findet. Da meine Geschäftspartner und ich mittlerweile mehrere Millionen in Buchwerbung ausgegeben haben, genießen wir bei Amazon natürlich exklusive Vorteile gegenüber anderen Werbetreibenden aus der Verlagsbranche. Dazu gehören zusätzliche Funktionen, um Werbung zu schalten, Insider-Kontakte zur Marketingabteilung von Amazon oder von uns ausgebildete Spezialisten, die sich Vollzeit mit dieser Thematik befassen. Unser Anspruch ist nicht »mithalten« mit dem Wettbewerb. Wir wollen das Rennen für uns entscheiden und den Markt mit unseren Büchern dominieren.
Wie wichtig ist es in der Verlagsbranche, eine Nische zu besetzen, um sich langfristig am Markt zu halten?
Es ist absolut unerlässlich, wenn Sie mich fragen! Nur das exakte Verständnis des Kunden, seiner Wünsche, Probleme und Bedürfnisse ermöglicht es uns, passende Lösungen zu entwickeln und diese in Form des geschriebenen Wortes – eines Buches – wiederzugeben. Eine »Nische zu besetzen« ist für sich genommen jedoch nicht der richtige Begriff meiner Meinung nach. Was heißt »Besetzen«? Wir brauchen Wertschöpfung und gute Produkte. Unternehmen, auch Buchverlage, müssen Werte schaffen und Produkte entwickeln, die die Probleme der Menschen lösen. Das ist es, was das Überleben einer Firma nachhaltig sichert.
Sie selbst bieten Ihre eigenen Bücher auch auf Amazon zum Verkauf an. Lassen sich Bücher in digitaler Form dort besser verkaufen?
Ich biete meine Bücher nur auf Amazon an. 90 Prozent des Umsatzes bekommen wir durch den Verkauf von Taschenbüchern. Das eBook ist für die Marketing-Strategie wichtig, aber das Geschäft läuft hierzulande hauptsächlich über gedruckte Bücher. In jedem Fall ist Amazon für uns der ideale Partner, wenn es um Buchmarketing und -vertrieb geht.
Rentiert sich ein Geschäft mit gedruckten Büchern im digitalen Zeitalter überhaupt noch?
Wir arbeiten mit vielen Branchengrößen aus der Business- und Speakerszene zusammen: Darunter Martin Limbeck (Verkaufstrainer mit 100+ Mitarbeitern), Alex Düsseldorf Fischer (Immobilieninvestor), Markus Hofmann (Nr. 1 Gedächtnis-Coach Europas). Die nutzen das Buch als professionelle Visitenkarte und um Neukunden zu gewinnen für Masterminds, Seminare, weiterführende Kurse und Schulungen. Wenn Alex Fischer für fünf Euro ein Buch verkauft (Steuerlexikon) und der Leser begeistert ist von den Inhalten, dann wird dieser im Idealfall ein Seminar im Wert von 15.000 Euro oder mehr buchen. Sie müssen sich vorstellen: Ein Buch ist wie ein Aushängeschild für das eigene Angebot. Es geht um einen maximal professionellen Expertenauftritt – klar, auf der einen Seite sind die Buchgewinne beträchtlich. Ich zum Beispiel kann von meinen Tantiemen gut leben. Aber im Vordergrund steht vielmehr das Branding und das Buch als erstes Einstiegsprodukt, um den Autor kennenzulernen und was er noch so anbietet. Wenn das sauber umgesetzt ist, führt es zum Folgegeschäft – was wir perfekt am Beispiel von Alex Fischer sehen. Weil Amazon die größte Produktsuchmaschine ist, hat das natürlich eine gewisse Relevanz und Aussagekraft, wenn der Experte als etablierter Buchautor hier ganz vorne mitspielt. Wer beim größten Buchladen der Welt gut positioniert ist, hat de facto einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten.
Welche weiteren Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie für bereits am Markt bestehende digitale Formate? Welche technischen Neuerungen könnten auf die Verlagsbranche zukommen?
Buchhändler müssen sich darauf gefasst machen, dass wir ähnliche Entwicklungen wie am amerikanischen Markt zu spüren bekommen werden: Höhere Einstiegsbarrieren, steigende Werbeausgaben, bessere Qualität bei den Büchern. Der Markt professionalisiert sich zunehmend, auch und ganz besonders auf Amazon. Wer seinen Lesern keine vernünftigen Bücher anbietet, fliegt raus. Wer nicht das nötige Kleingeld hat, um Werbung zu schalten, braucht gar nicht erst das Buch in der Erwartung veröffentlichen, dass es ein Bestseller wird. Die Gewinner werden diejenigen sein, die sich kontinuierlich mit den neuesten Veränderungen im Online-Marketing auseinandersetzen und diese zum eigenen Vorteil einsetzen.