Das Amazon-Tochterunternehmen Amazon Web Services, kurz AWS, stellt jedem Internetnutzer gegen Gebühr Cloud-Speicherplatz zur Verfügung. Damit ist der Cloudservice sogar Marktführer im Bereich des Online-Speicherplatzes. Soweit ist das alles noch nichts Ungewöhnliches. Doch für weltweites Erstaunen sorgt jetzt, dass AWS offenbar gerne mit Geheimdiensten zusammenarbeitet. Auch die müssen ihre Daten schließlich irgendwo speichern.
Die Zeitung »Financial Times« berichtet unter Berufung auf Insiderangaben, dass jetzt die britischen Geheimdienste GCHQ, MI 5 und MI 6 eine Kooperation mit dem Amazon-Tochterunternehmen geschlossen haben. Demnach soll streng geheimes Material in den digitalen Speichern von AWS gesichert und ausgewertet werden. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz soll dabei vorangetrieben werden. Weder AWS noch die Geheimdienste haben sich bisher zu dem Bericht geäußert. AWS könnte für die Dienste laut Branchenexperten rund 500 Millionen bis eine Milliarde Pfund erhalten. Durch das neue Cloud-System sollen britische Geheimdienste schnellere Abfragen in den jeweiligen Datenbanken durchführen und leichter Informationen übermitteln können. Außerdem sei dem Bericht nach geplant, dass Spezialanwendungen einsetzbar werden, die beispielsweise bestimmte Stimmen aus stundenlangen Abhöraufnahmen identifizieren und übersetzen können.
Erst im September war bekannt geworden, dass die NSA, der für die Kommunikationsüberwachung zuständige Geheimdienst der USA, einen zehn Milliarden Dollar schweren Vertrag über Cloud-Dienstleistungen an AWS vergeben hat. Der Deal war bekanntgeworden, weil sich auch Microsoft an der Ausschreibung beteiligt und offiziell Einspruch gegen die Entscheidung erhoben hatte.
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