Das Phänomen besteht seit vielen Jahren und nimmt immer noch stets weiter zu: Der Online-Handel ersetzt auch weiterhin den stationären Handel in der Innenstadt. Das heißt nicht, dass die Einkaufsstraßen leer sind, in den Großstädten schon gar nicht. Aber was genau hat es mit den zum Teil leeren Einkaufsstraßen in kleinen Provinz-Innenstädten auf sich?
Bis 2020 Verdreifachung des Umsatzes
Aktuell scheint der Online-Handel bereits stark auf dem Vormarsch zu sein und den innerstädtischen Handel hinter sich zu lassen. Dafür muss man nur die tägliche Bestellflut von Amazon sowie die von den größten Mode-Onlineshops anschauen. Wirklich aussagekräftig ist diese Beobachtung jedoch nicht. Denn: Statistiken zeigen zwar, dass Experten bis 2020 eine Verdreifachung des Online-Umsatzes erwarten. Dieser Umsatz geht im stationären Handel zwar verloren, aber doch ist er dort weiterhin um ein Vielfaches höher als im E-Commerce. In Zahlen spricht diese Statistik von immer noch 405 Milliarden Euro Umsatz in der Innenstadt, während online gerade einmal 77 Milliarden Euro umgesetzt werden.
Diese Zahlen lassen sich zudem aufteilen in einzelne Produktsparten, was dann ebenfalls zeigt, dass die Umsatz-Anteile im stationären Einzelhandel stets deutlich höher sind. Mit 31 Prozent im Bereich Elektronik und Technik und 26 Prozent bei Spiel & Sport sind bereits die bisherigen Höchstwerte erreicht. Die genannten Zahlen gehen aus einer Erhebung des Handelsjournals hervor, die den Einzelhandel weiterhin und auch langfristig noch im klaren Vorteil sieht. Bei 70 und mehr Prozent Umsatz-Anteil im Einzelhandel ist die Eingangsfrage tatsächlich interessant zu stellen.
Handelspunkte außerhalb der kleinen Innenstädte?
Die Antwort auf die Frage dürfte wohl am ehesten in den Stadtplanungen und -entwicklungen liegen. Denn wenn der Online-Handel nicht Schuld daran ist, dass in kleinen Einkaufsstraßen die Geschäfte leer bleiben, können es nur die benachbarten größeren Städte sein, die die Menschen weglocken. Ein oft größeres Angebot lädt dazu ein, die nächstgrößere Stadt für einen ausgiebigen Shopping-Bummel zu besuchen, anstatt die zwei kleinen Läden in der eigenen Stadt zu unterstützen. Hier sind allerdings vor allem die Städte selbst verantwortlich.
Vieles im stationären Handel nicht umsetzbar
Im Online-Handel, sei noch ein weiterer Faktor genannt, der für die Entwicklung verantwortlich ist. Bestimmte Produkte sind im Einzelhandel gar nicht umsetzbar. Ein gutes Beispiel dafür liefert Oliver Schimek von Style-your-Castle. Hierbei handelt es sich um einen Onlineshop, der unter anderem Wandbilder als Wohnungs-Accessoires verkauft und dabei den Kunden auf Wunsch die Gestaltung überlässt. Sicherlich kann der Einzelhandel ähnliche Produkte bieten. Der Absatz dort wird aber durch die wesentlich größere Auswahl und die einfachere Bestellung im Internet erschwert. Geht es nach Schimek, sollten diese Läden versuchen, selbst ins Online-Segment vorzudringen, oder mit besonderen Aktionen versuchen, wieder mehr Besucher zu erreichen. Hier handelt es sich aber um Einzelfälle, denn den Statistiken zufolge hat der Einzelhandel ein sicheres Standbein. Nachrichten, die den Einzelhandel in bestimmten Monaten schwächer einstufen, müssen also auch in den Gesamtkontext gesetzt werden, dass er weiterhin stark ist.
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