Die deutsche Automobilindustrie steht erneut vor einer potenziellen Lieferkrise bei Halbleitern: Der niederländische Hersteller Nexperia hat Lieferprobleme gemeldet, nachdem die Regierung in Den Haag die Kontrolle übernommen und daraufhin China den Export bestimmter Produkte untersagt hatte. Laut dem Branchenverband Verband der Automobilindustrie (VDA) könnte diese Situation «in naher Zukunft zu erheblichen Produktionseinschränkungen, gegebenenfalls sogar zu Produktionsstopps» führen.
Die Chips von Nexperia sind zwar keine Hochleistungsprodukte im Sinne modernster Strukturgrößen, doch sie sind hochvolumig in elektronischen Steuergeräten und Komfortsystemen von Fahrzeugen verbaut – ihre Bedeutung für die Produktionskette ist damit größer als oft angenommen.
Medienberichte zeigen, dass bei Volkswagen AG Kurzarbeit und Produktionsstillstände nicht ausgeschlossen sind. Das Unternehmen erklärte, die aktuelle Pause in der Golf- und Tiguan-Fertigung sei jedoch nicht auf den Chip‐Engpass zurückzuführen.
Die Folgen wären weitreichend: Produktionszeiten steigen oder ganze Fertigungslinien stillstehen, was die Lieferketten empfindlich stört. Außerdem wirken sich Chips versteckt auch auf Kosten- und Investitionsentscheidungen aus: Wenn Standard-Halbleiter knapp werden, steigen Ersatzkosten oder Umrüstungen – womöglich mit negativen Effekten auf Margen. Insgesamt zeigt das Ereignis erneut, wie verwundbar vernetzte Wertschöpfungsketten sind – besonders in kapital- und technologieintensiven Industrien wie der Automobilbranche.
SK
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