Mehrere prominente Grünen-Politiker wollen anstelle einer Wehrpflicht ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für alle einführen; der Antrag für den Parteitag sieht einen neun bis zwölf Monate langen Dienst vor – wählbar in Bundeswehr, Katastrophenschutz oder sozialen Einrichtungen. »Pflichtjahr statt Wehrpflicht« lautet der Kernvorschlag, der heute erneut publik wurde.
In den Ländern formieren sich flankierende Vorstöße – etwa aus Hamburg, wo grüne Spitzen ein Pflichtjahr ab 18 Jahren bis maximal 28 anregen –, was auf eine breitere parteiinterne Bewegung hindeutet.
Medienüberblicke zeigen zugleich, dass die grüne Bundestagsfraktion bislang auf Freiwilligkeit gesetzt hatte; der neue Antrag markiert daher eine potenzielle Kurskorrektur mit Folgen für Personalplanung in Bundeswehr, Bevölkerungsschutz und sozialen Diensten sowie für die mittelfristige Arbeitskräftebilanz.
Ökonomisch würde ein Pflichtjahr kurzfristig einen Jahrgang teilweise dem regulären Arbeitsmarkt entziehen – in Branchen mit Engpässen (Handwerk, Pflege, IT) könnte das Rekrutierungsdruck und Lohnkosten vorübergehend erhöhen; zugleich würden Sozial- und Pflegeeinrichtungen durch zusätzliche Dienstleistende Kapazitäten gewinnen.
Die Verwaltung eines Pflichtjahres verursacht Implementierungs- und Ausbildungskosten beim Bund und den Trägern; Befürworter verweisen jedoch auf mögliche fiskalische Entlastungen in kommunalen Bereichen durch zusätzliche Personaleinsätze. Die Debatte ist politisch eingebettet in die Reform des Wehrdienstes (Freiwilligenmodell vs. Losverfahren), die der Bundestag jüngst erörterte, und in europäische Sicherheitsüberlegungen seit Beginn des russischen Angriffskriegs.
SK
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