Der Ökonom Prof. Dr. Marcel Fratzscher erwartet eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters in Deutschland. In einem aktuellen Interview betont der DIW-Präsident: »Ein höheres Renteneintrittsalter wird kommen« und warnte zugleich davor, die Lasten des Systems einseitig der jungen Generation aufzubürden. Insofern sei ein mutigeres Umdenken im Sozialsystem notwendig. Dafür müsse man in einen »Dialog für einen neuen Generationenvertrag kommen«.
Bereits im Frühjahr hatte Fratzscher Reformen gefordert, die die Umverteilung »nicht noch stärker von Jung zu Alt und von Arm zu Reich« verschärfen; als Baustein diskutiert er eine Zusatzabgabe für wohlhabende Babyboomer (»Boomer-Soli«).
Die gesetzliche Lage sieht aktuell vor, dass die Regelaltersgrenze seit 2012 schrittweise steigt und ab dem Geburtsjahrgang 1964 einheitlich bei 67 Jahren liegt; die Anhebung ist 2031 abgeschlossen.
Hintergrund der Debatte sind demografische Belastungen durch die geburtenstarken Jahrgänge und die länger werdende Lebenserwartung, also wachsenden Rentnerquoten bei gleichzeitig sinkenden Geburtenraten, während das aktuelle durchschnittliche tatsächliche Renteneintrittsalter unter der künftigen Regelaltersgrenze liege.
Doch sein Vorstoß sorgt für Kritik: Einige Beobachter werfen ihm vor, Generationenkonflikte aufzureizen und die soziale Schieflage gerade gegenüber Älteren zu übergehen. Andere warnen, dass solche Reformen, wenn zu unbedacht eingeführt, Teile der Bevölkerung in Altersarmut stürzen könnten. Auch die Regierung bekräftigte jüngst, die gesetzliche Grenze von 67 Jahren nicht weiter anzuheben und stattdessen die Erwerbsbeteiligung Älterer freiwillig zu stärken.
SK
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