Die Lufthansa verschärft ihren Sparkurs und will bis 2030 rund 4.000 Verwaltungsstellen abbauen – deutlich mehr als zuvor erwartet. Das gab der Konzern vor seinem Kapitalmarkttag in München bekannt. Kern des Plans ist eine weitreichende Digitalisierung und Automatisierung der Verwaltungsprozesse, die jährliche Einsparungen von rund 300 Millionen Euro bringen soll. Einmalkosten von etwa 400 Millionen Euro werden einkalkuliert.
Besonders betroffen ist laut internen Angaben die IT-Sparte: Bis zu 2.000 Stellen könnten dort wegfallen. Unter Technikvorständin Grazia Vittadini läuft das Programm »One IT«, das zahlreiche bislang zersplitterte IT-Einheiten bündeln und bis zu 200 Millionen Euro pro Jahr einsparen soll. Konzernchef Carsten Spohr betont, der Abbau solle »weitgehend sozialverträglich« erfolgen und in enger Abstimmung mit den Sozialpartnern stehen.
Parallel hebt Lufthansa ihre Finanzziele an: Künftig wird ein operativer Gewinn von acht bis zehn Prozent des Umsatzes angestrebt, bisher lag das Ziel bei acht Prozent. Für 2025 erwartet das Management bereits ein deutlich höheres bereinigtes EBIT als die 1,6 Milliarden Euro des Vorjahres. Anleger reagierten positiv, die Aktie legte zeitweise um knapp zwei Prozent zu.
Branchenexperten bleiben dennoch skeptisch. »Lufthansa hat ein hausgemachtes Komplexitätsproblem«, warnt Luftfahrtberater Gerald Wissel. Der Umbau betreffe nicht nur die Verwaltung, sondern auch die Struktur der Hub-Airlines – Lufthansa Airlines, Swiss, Austrian und Brussels –, die ab 2026 stärker zentral gesteuert werden sollen. Gewerkschaften wie Verdi und die Pilotengewerkschaft VC kündigten bereits Widerstand an; bei den Piloten läuft eine Urabstimmung über einen möglichen Streik.
SK
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