Jedes dritte Krankenhaus im Land steht nach Angaben der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) vor einer wirtschaftlichen Schieflage, sollte der Bund nicht schnell mehr Geld zur Verfügung stellen. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Insgesamt erwarten die 164 Kliniken in Niedersachsen laut der NKG in diesem Jahr ein Defizit von rund 532 Millionen Euro.
Nachdem bereits im Vorjahr ein Defizit von 217 Millionen Euro zu Buche gestanden hatte, rechnet die NKG für 2024 zudem mit erheblich steigenden Lohnkosten. Ohne kurzfristige Entlastung werde den Kliniken daher bis Ende 2024 knapp eine Milliarde Euro fehlen.
Die Situation der Krankenhäuser sei so angespannt wie nie zuvor, sagte der NKG-Vorsitzende Hans-Heinrich Aldag. Die Lage sei ernst, die Zeit dränge.
Nur Stunden später wurde bekannt, dass das evangelische Agaplesion-Krankenhaus in Holzminden einen Insolvenzantrag gestellt hat. Leider könne man unter den aktuellen gesundheitspolitischen Voraussetzungen, die keinerlei Perspektiven böten, den Krankenhausbetrieb in Holzminden nicht länger aufrechterhalten, sagte Markus Horneber, Vorstandschef des Mehrheitsgesellschafters Agaplesion gAG. Die wirtschaftliche Situation habe sich in den vergangenen Monaten wegen der Inflation enorm zugespitzt.
Horneber kritisierte, die Gesundheitspolitik habe den Zeitpunkt, an der sich die Welle an Krankenhauspleiten hätte aufhalten lassen, verstreichen lassen. Nach Angaben des Unternehmens sind mehr als 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Die NKG sieht in dem Fall einen Vorboten für das, was in den nächsten Jahren noch häufiger bevorstehen könnte.
Bereits im Juni hatte ein Bündnis aus Trägern, Gewerkschaften, Berufsverbänden und kommunalen Spitzenverbänden gewarnt, die wirtschaftliche Lage vieler Kliniken sei so dramatisch, dass ihre Existenz in Gefahr sei.