Führt Deutschland jetzt kostenlose Covid-19-Tests und die 1G-Regel ein? Immer mehr Experten fordern, sich von der sogenannten 2G-Regel zu verabschieden. Die besagt, dass nur Personen zu bestimmten Orten und Veranstaltungen Zugang erhalten, die entweder geimpft oder genesen sind. Teilweise gilt diese Regel sogar landesweit wie aktuell in Sachsen. Vielerorts obliegt die Anwendung der 2G-Regel den Veranstaltern. So ist der gesamte Hamburger Dom, das größte Volksfest Norddeutschlands, das im Freien auf dem Heiligengeistfeld stattfindet, in diesem Jahr zu einer reinen 2G-Veranstaltung geworden. Nebenan in Österreich gilt seit einigen Tagen 2G sogar in der gesamten Republik.
Doch da mittlerweile bekannt ist, dass die Covid-Impfungen weder vor eigenen Infektionen noch vor der Weitergabe des Virus schützen, mehren sich in Deutschland die Stimmen angesehener Experten, die vor der scheinbaren Sicherheit einer 2G-Regelung warnen und eine 1G-Regelung fordern. Damit ist allerdings nicht gemeint, wie es zurzeit in Costa Rica der Fall ist, dass nur noch geimpfte Personen Einlass erhalten. Sondern die Besucher müssen einen Test vorweisen – egal, ob geimpft, oder nicht. Was vielen Menschen in Deutschland schon lange logisch erschien und in sozialen Netzwerken und Foren seit Wochen heiß diskutiert wird, wird nun offenbar zu einem Thema, das nicht mehr ignoriert werden kann: Ein Test bietet die größtmögliche Sicherheit.
Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit kritisierte im Deutschlandfunk, dass die 2G-Regel nur eine Scheinsicherheit biete. Wirkliche Sicherheit gäben nur Tests bei allen, ob geimpft, ungeimpft oder genesen. Auch der ehemalige Chef-Virologe der Berliner Charité, Professor Detlev Krüger, widersprach in einem Interview mit der »Bild«-Zeitung dem bayerischen Ministerpräsidenten Söder, der behauptete, man habe eine Pandemie der Ungeimpften. Laut Krüger habe man eine Pandemie der Ungeimpften und Geimpften, weil auch Geimpfte das Virus weitergeben können und sogar erkranken. Im Endeffekt bedeute 2G nur mehr Unfreiheit, ohne mehr Sicherheit zu bieten.
Aus Insiderkreisen erfuhr die WirtschaftTV-Redaktion, dass die Betreiber von Testzentren von den jeweiligen Landesregierungen bereits darüber informiert wurden, dass schon in Kürze wieder kostenlose Tests stattfinden würden. Den Zeitungen der Funke Mediengruppe liegt nach eigenen Angaben ein Verordnungsentwurf des geschäftsführenden Bundesgesundheitsministers Spahn vor, der diese Information bestätigt. Demnach sollen ab der KW 46 alle Bürgerinnen und Bürger mindestens einmal pro Woche wieder Anspruch auf einen kostenlosen Test erhalten. Denn auch geimpfte Personen könnten sich mit dem Coronavirus infizieren und damit eine Gefährdung insbesondere für vulnerable Personengruppen darstellen, soll es in dem Papier heißen. Ob damit der erste Schritt Richtung 1G unternommen wird, bleibt abzuwarten.
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