Die EU plant strengere Kontrollen gegen die sogenannte Schattenflotte Russlands, mit der das Land bestehende Sanktionen umgeht und weiterhin Öl und Gas exportiert. Laut EU-Diplomaten will Brüssel ein internationales Seeverkehrsabkommen initiieren, das Mitgliedsstaaten die Inspektion verdächtiger Schiffe erleichtern soll. Ziel ist es, Lieferketten zu unterbrechen, über die Russland erhebliche Einnahmen erzielt. Nach Schätzungen sind derzeit rund 1.400 Tanker und Frachtschiffe Teil dieser Schattenflotte, die unter Drittlandsflaggen fährt, häufig versichert über intransparente Netzwerke und betrieben mit minimalen Sicherheitsstandards.
Hintergrund sind die europäischen und internationalen Sanktionen, die nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine verhängt wurden. Russland nutzt seitdem ein komplexes System aus Zwischenhändlern, Flaggenstaaten und Offshore-Firmen, um Rohöl und Ölprodukte zu verschiffen und Preisobergrenzen zu umgehen. Diese Schattenflotte transportiert laut Branchenangaben täglich mehrere Millionen Barrel Rohöl. Die EU sieht darin ein wachsendes Risiko nicht nur für die Wirksamkeit der Sanktionen, sondern auch für die maritime Sicherheit: Viele der Schiffe sind veraltet und unzureichend gewartet, was zu Zwischenfällen führen kann.
Ein Kernpunkt der geplanten Maßnahmen ist die bessere Zusammenarbeit zwischen europäischen Hafenstaaten und internationalen Partnern, um verdächtige Tanker gezielter zu kontrollieren und notfalls festzusetzen. Auch Versicherungsunternehmen sollen stärker in die Haftung genommen werden. Damit schließt sich die EU Forderungen der G7 an, die bereits im Sommer auf schärfere Maßnahmen gegen die Schattenflotte gedrängt hatten.
SK
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