ZF Friedrichshafen hat Vorstandschef Holger Klein sowie Nutzfahrzeugvorstand Peter Laier abberufen; die Entscheidung fiel am 11. September in einer kurzfristig einberufenen Aufsichtsratssitzung. Neuer CEO wird Mathias Miedreich, Aufsichtsratschef ist seit März Rolf Breidenbach. Der Schritt erfolgte mitten in der IAA, während Klein noch Auftritte absolvierte.
Hintergrund sind die hohe Verschuldung (rund 11 Milliarden Euro), des Konzerns, der 160.000 Mitarbeiter hat und die daraus folgende rasant steigende Zinslast sowie zu viele »toxische« Aufträge in der Antriebssparte, wie das Handelsblatt einen Unternehmensinsider zitiert.
Eine im Juni vereinbarte Lockerung der Covenants erlaubt bis Mitte 2026 eine Verschuldungsobergrenze von Net Debt/EBITDA 4,75; zugleich läuft am Sonntag eine 750-Millionen-Euro-Anleihe aus, deren Ersatz wegen schwachen Ratings wohl deutlich teurer wird (statt ≈ 3 Prozent nun > 7 Prozent). Ein geplanter 6-Milliarden-Euro-Sparpfad gilt als unzureichend; der Verkauf der Airbagsparte stockt.
Operativ steht die Antriebsdivision mit 30 000 Beschäftigten und etwa 10 Milliarden Euro Umsatz im Fokus. Auftragskalkulationen, unter anderem für BMW, hätten sich als fehlerhaft erwiesen; es drohen Milliardenverluste.
Parallel vertieft ZF die Restrukturierung auf Personalseite: Laut dpa wurden zusätzlich 450 Stellen am Standort Koblenz bei der ZF Active Safety GmbH angekündigt – ein weiteres Signal für Kostendruck und Beschleunigung der Sanierung. IG-Metall-Proteste hatten die Vorlage des Sanierungsplans bereits auf den 30. September verschoben.
Zugleich erschweren interne Gräben die Sanierung. ZF ist mehrheitlich (93,8 Prozent) im Besitz der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen; 18 Prozent des Konzerngewinns fließen in den Stadthaushalt, was die politische Dimension erhöht. IG-Metall-Proteste hatten die Vorlage des Sanierungsplans auf den 30. September verschoben.
Miedreich soll nun Kosten senken, das Portfolio ordnen und Vertrauen bei Belegschaft, Eigentümer-Stiftung und Finanzierern zurückgewinnen. Ein Teilnehmer der Aufsichtsratsrunde spricht von einem »Showdown«; mehrere Aufsichtsräte sehen ZF »im perfekten Sturm« – mit wenig Zeit für Kurskorrekturen.
SK
Beitragsbild: IMAGO / Bernhard Classen
