Die EU-Umweltminister konnten sich in Brüssel nicht auf verbindliche Klimaziele für 2035 und 2040 einigen. Statt eines formellen Plans verabschiedeten sie lediglich eine Absichtserklärung, die für 2035 einen Emissionskorridor von 66,3 bis 72,5 Prozent unter 1990 vorsieht. Das angestrebte 2040-Ziel – minus 90 Prozent – bleibt strittig; die Entscheidung wurde auf den Oktober-Gipfel der Staats- und Regierungschefs vertagt. Damit droht die EU, eine UN-Frist zur Einreichung aktualisierter Zielpfade zu verpassen, was ihre Rolle in den anstehenden Klimaverhandlungen schwächt.
Hintergrund sind Differenzen über »Flexibilitäten« (u. a. Anrechnung internationaler Zertifikate) und industriepolitische Folgen. Der Kommissionsvorschlag vom Juli sieht eine rechtlich bindende 90-Prozent-Reduktion bis 2040 vor; mehrere Staaten, unter ihnen auch Deutschland, bremsen jedoch, weil sie höhere Kosten für Industrie und Energieversorgung befürchten.
Ökonomisch erhöht die Verzögerung die Planungsunsicherheit für Unternehmen und Investoren. Laut Branchenappellen braucht es ein klares, wissenschaftsbasiertes 2040-Ziel, um Investitionen in saubere Technologien und Netze zu mobilisieren; zögerliche Signale gefährden Wettbewerbsfähigkeit und Standortentscheidungen. Reuters verweist auf dokumentierte Vorteile: Erneuerbare haben die EU-Fossilbrennstoffimporte 2019–2024 um schätzungsweise 59 Milliarden Euro reduziert. Effekte, die ohne ambitionierte Ziele schwerer skalieren.
Wirtschaftsexperten warnen: Ohne verbindliche 2040-Leitplanke fehlen Preissignale und Finanzierungssicherheit, während verspätete Einigungen die Glaubwürdigkeit der EU auf internationaler Bühne belasten.
SK
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