Nestlé hat Vorstandschef Laurent Freixe mit sofortiger Wirkung abberufen. Auslöser ist eine nicht offengelegte Beziehung zu einer direkt unterstellten Mitarbeiterin, was einen Verstoß gegen den Verhaltenskodex des Konzerns darstellt. Die Nachfolge tritt umgehend Philipp Navratil an, zuletzt Chef der Nespresso-Sparte und seit 2001 im Konzern. Eine Abfindung erhält Freixe nicht. Damit folgt auf den angekündigten Rückzug von Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke der nächste personelle Paukenschlag an der Konzernspitze.
Die Entscheidung basiert auf einer internen Untersuchung, die vom Verwaltungsrat noch unter Führung von Paul Bulcke und Lead-Independent-Director Pablo Isla veranlasst wurde. Strategisch will Nestlé am bestehenden Kurs festhalten; mit Navratil soll das Tempo bei Wachstum und Effizienz erhöht werden.
An der Börse sorgte der erneute Wechsel für Unruhe: Analysten sprechen von einem weiteren Belastungstest für das Vertrauen der Anleger, die Aktie wurde vorbörslich schwächer indiziert.
Der Schritt reiht sich in eine Phase seltener Führungsinstabilität bei den Schweizern: Bulcke hatte im Juni angekündigt, 2026 nicht mehr zur Wiederwahl anzutreten. Das Manager-Magazin hatte seinen Rückzug Ende Juli als »nicht freiwillig« eingeordnet. Nun trifft es mit Freixe binnen eines Jahres bereits den zweiten CEO.
SK
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