Ein brasilianisches Arbeitsgericht hat Volkswagen do Brasil zu einer Strafzahlung von 165 Millionen Reais, rund 30 Millionen US-Dollar bzw. 26 Millionen Euro, verurteilt. Hintergrund sind sklavenähnliche Arbeitsbedingungen auf einer Rinderfarm im Bundesstaat Pará während der 1970er- und 1980er-Jahre. Mehr als 300 Arbeiter mussten damals unter bewaffneter Überwachung den Regenwald roden, lebten in prekären Unterkünften, litten Hunger und erhielten keine medizinische Versorgung, selbst nicht bei Malaria. Zudem wurden sie in Schuldknechtschaft gehalten. Das Gericht stellte klar, dass diese Praktiken in die rechtliche Definition moderner Sklaverei fallen.
Die Aufarbeitung ist einem jahrzehntelangen Einsatz des katholischen Priesters Ricardo Rezende Figueira zu verdanken. Er dokumentierte Zeugenaussagen, Polizeiberichte und Unterlagen, die 2019 an die Staatsanwaltschaft gingen. 2024 folgte die offizielle Klage, nun kam es zum Urteil, dem ersten dieser Art gegen einen multinationalen Konzern für Verbrechen in der Zeit der Militärdiktatur und des Amazonas-Entwicklungsprogramms. Neben der Geldstrafe soll Volkswagen öffentlich Verantwortung übernehmen, eine formelle Entschuldigung aussprechen und eine klare Null-Toleranz-Politik gegen moderne Sklaverei implementieren.
VW kündigte Berufung an und betonte seine angebliche »konsequente Verteidigung der Menschenwürde«. Das Urteil gilt als historisch: Es soll nicht nur symbolische Gerechtigkeit schaffen, sondern auch einen Fonds für den Kampf gegen moderne Sklaverei finanzieren.
SK
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