Schon seit langer Zeit lautete die Reihenfolge der größten Volkswirtschaften weltweit: erst die USA, dann China, dann Japan. Nun ist Deutschland von Platz vier auf Platz drei vorgerückt – ohne dafür etwas tun zu müssen. Japan selbst ist dafür verantwortlich. Die japanische Regierung teilte am Donnerstag mit, dass das nominale Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2023 um 0,1 Prozent auf 4,21 Billionen Dollar geschrumpft sei. Durch das somit zweite Minusquartal in Folge liegt in Japan nun eine technische Rezession vor. Damit liegt das Land jetzt hinter dem deutschen BIP von 4,46 Billionen Dollar.
Der Grund dafür wird vor allem in dem starken Kursverlust des Yen gesehen. Auch der private Verbrauch, der in Japan einen großen Teil der Wirtschaftskraft ausmacht, sank bereits zum dritten Mal in Folge und verzeichnete ein Minus von 0,2 Prozent. Insbesondere die Bekleidungsgeschäfte und Restaurants haben darunter gelitten. Ebenso hat das Land mit der starken Überalterung seiner Bevölkerung zu kämpfen und es findet kaum Zuwanderung statt.
Zwischen April und Juni 2023 wuchs Japans Bruttoinlandsprodukt noch um 1,5 Prozent. Dafür verantwortlich war unter anderem die japanische Notenbank, welche den Leitzins mit minus 0,1 Prozent seit 2016 niedrig gehalten hatte. Deshalb waren japanische Exporte vergleichsweise günstig und nahmen immer mehr zu, während die teuren Importe immer weiter zurückgingen.
Trotz Deutschlands Aufstieg sieht es jedoch hierzulande nicht viel besser aus. Auch hier sank das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2023 um 0,3 Prozent. Die Gründe dafür liegen unter anderem in den sinkenden Investitionen in Bauten und Ausrüstungen. Wenn die Wirtschaft im laufenden ersten Quartal erneut schrumpft, wie von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer erwartet, dann würde auch in Deutschland eine technische Rezession vorliegen. Genauso wie in Japan wird sich außerdem in Zukunft das Problem entwickeln, dass die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter schrumpft. Die Ökonomen Rainer Kotschy und David E. Bloom sagen voraus, dass das Wirtschaftswachstum aus diesem Grund bis 2050 knapp 0,9 Prozent pro Jahr geringer ausfallen werde, als es bei einer gleichbleibenden Bevölkerung der Fall wäre.
LT