Das Leben in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr so stark verteuert wie noch nie seit Gründung der Bundesrepublik. Die Explosion der Energiepreise und höhere Nahrungsmittelkosten haben die Inflation 2022 auf den höchsten Stand seit mehr als 70 Jahren getrieben. Auch wenn der Preisanstieg zum Jahresende an Tempo verlor – eine schnelle Entspannung erwarten Volkswirte dennoch nicht. Laut dem Statistischen Bundesamt betrugt die Inflation 2022 durchschnittlich 7,9 Prozent. Das Unterschreiten der 10-Prozent-Marke im Dezember wertet der Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater laut der Deutschen Presse-Agentur lediglich als »Zwischentief«. Bis man wieder richtige Preisstabilität habe, werde es im besten Fall ein bis zwei Jahre dauern, sagte er.
Auch der DZ-Bank-Analyst Christoph Swonke rechnet damit, dass die Inflation im Januar und Februar nach dem Wegfall der Einmalentlastung wieder zulegen werde. Von März an werde die Gas- und Strompreisbremse die Preise dann erneut dämpfen.
Ökonom Friedrich Heinemann vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hält eine Rückkehr zur Preisstabilität in diesem Jahr für sogar für unmöglich: Die Inflation in Deutschland sei schon längst nicht mehr nur eine Inflation der Energiepreise, sondern habe fast alle Güter und Dienstleistungen erfasst. Instrumente wie die Gaspreisbremse linderten letztlich nur Symptome.
Der deutsche Staat versucht, Unternehmen und Verbraucher mit Milliardenhilfen zu entlasten. Im laufenden Jahr sollen Preisbremsen für Strom und Gas die Folgen der gestiegenen Kosten für private Haushalte und Firmen abfedern. Im Dezember übernahm der Bund einmalig die Kosten für die Abschlagzahlung für Gas- und Fernwärmekunden.